Caterpillar will den Stellenabbau nicht stoppen: Die SSW-Ratsfraktion Kiel missbilligt das Vorgehen der Konzernleitung und rät dazu, bei künftigen Ansiedlungen internationaler Konzerne die generelle Einstellung der Arbeitgeberseite in Bezug auf Arbeitsnehmerrechte im Blick zu haben, um Überraschungen und Härten bei Neuzuschnitten von Standorten zu vermeiden. Dazu erklärt der Fraktionsvorsitzende Ratsherr Marcel Schmidt:
„Die US-amerikanische Unternehmenskultur von Caterpillar hat den Kieler Standort hart getroffen. In der Konzernzentrale in den USA werden Standorte mit einem Federstrich dichtgemacht. Hier in Deutschland haben Arbeitnehmer*innen jedoch Rechte, die über Jahrzehnte hart erkämpft wurden. Dieser Kampf für die Rechte der Arbeitnehmer*innen hat die Berufswelt und damit auch die Unternehmenskultur in Deutschland entscheidend mitgeprägt.
Umso mehr empört es uns, dass Caterpillar sich nicht um die Rechte der Mitarbeiter*innen schert und die berechtigten Erwartungen ignoriert, die seine Beschäftigten in Deutschland an ihren Arbeitgeber haben: die Arbeitnehmer*innen an den deutschen Standorten – und dazu gehört auch der in Friedrichsort – erwarten, dass sie frühzeitig informiert und eingebunden werden, wenn es Schwierigkeiten in ihrem Werk gibt. Diese Transformationsprozesse müssen als ein gemeinschaftlicher Weg begriffen werden, den Arbeitgeber und Beschäftigte gemeinsam gehen. Darüber hinaus ist es eine Unverfrorenheit, wenn Caterpillar sich zu Verhandlungen über Sozialpläne bereit erklärt – die Sozialpläne sind in Deutschland vorgeschrieben, Caterpillar kann es sich eben nicht aussuchen, ob darüber verhandelt wird oder nicht. Sozialpläne sind keine Aktion des guten Willens eines Arbeitgebers, sondern gesetzlich vorgeschrieben, Caterpillar erfüllt also lediglich seine gesetzlichen Verpflichtungen.
Das Ausmaß der geplanten, übergreifenden Stellenstreichungen muss nun auch die Länder und den Bund auf den Plan rufen: Wir sehen sie in der Pflicht, Verantwortung zu übernehmen und die Kommunen nicht mit dem Scherbenhaufen allein zu lassen. Auch die Landeshauptstadt Kiel muss die Caterpillar-Beschäftigten in diesem Transformationsprozess so gut wie möglich begleiten. Die Lektion aus diesem Desaster muss sein, dass wir bessere Antennen für rückständige Unternehmenskulturen entwickeln und auf dem Schirm haben, wozu diese Konzerne fähig sind. Wir müssen den in Kiel Beschäftigten dieses Wissen auch vermitteln, damit sie sich im Klaren darüber sind, wozu ihre Arbeitgeber*innen im Zweifelsfall fähig sind. Weiterhin muss die ‚Kultur eines Unternehmens‘, sein Umgang mit den Beschäftigten, das Einhalten von sozialen Standards, die Einstellung zu Umwelt- und Klimaschutz künftig als Kriterium bei der Ansiedlung von Unternehmen in den Mittelpunkt rücken.“