Um das Kieler Nachtleben besser mit der Stadtverwaltung zu vernetzen und damit vielen krisengeplagten Gastronomie- und Veranstaltungsbetrieben ihre Arbeit zu erleichtern, möchte die SSW-Ratsfraktion prüfen lassen, wie in Kiel die Position eines Nachtbürgermeisters etabliert werden kann. Dazu erklärt der Fraktionsvorsitzende Ratsherr Marcel Schmidt:
„Mit der Corona-Pandemie hat sich die Situation für Restaurants, Kneipen, Discotheken, Bars und andere gastronomische Einrichtungen in den meisten Fällen massiv verschlechtert. Rücklagen mussten aufgebraucht werden, die Inflation und die Wirtschafts- und Energiekrise sorgten für Verunsicherung und in vielen Fällen sind die Besucherzahlen nicht wieder auf das Niveau vor der Pandemie zurückgekehrt. Für einen Teil der Betriebe hat sich obendrein durch die geänderte Besteuerung zum Jahresanfang die Lage weiter verschärft.
Zudem befindet sich die Clubkultur in Kiel mit ihren Diskotheken, Kneipen und Bars oft in einem viel diskutierten Spannungs- und Konfliktfeld zwischen Anwohner*innen, Behörden sowie Freunden des Club- und Kneipenlebens. Um die Clubszene in diesem Spannungsfeld zu stärken, haben wir für die kommende Sitzung der Kieler Ratsversammlung den Antrag ‚Nachtbürgermeister‘ (Drs. 0020/2024) gestellt. Wir wollen prüfen lassen, ob ein sogenannter Nachtbürgermeister nach dem Vorbild von Städten wie beispielsweise Amsterdam und Paris oder Münster und Berlin-Tempelhof auch in Kiel etabliert werden kann. Ein*e Nachtbürgermeister*in fungiert als Lotse für Veranstalter*innen, dolmetscht zwischen freier Szene und Verwaltung und ist Lobbyist*in des Nachtlebens in der Verwaltung. Die Person soll ein tragfähiges Netzwerk der diversen Akteur*innen des Kieler Nachtlebens aufbauen und Ansprechperson sein bei entstehenden und manifestierten Konflikten im Nachtleben.
Wir möchten eine Prüfung, ob diese Funktionalitäten mit den bestehenden Ressourcen der Verwaltung abgedeckt werden können und welche Strukturen gegebenenfalls angepasst werden müssen. Der*die Nachtbürgermeister*in soll in engem Austausch mit dem Ordnungsamt – allerdings ohne Teil desselben zu sein – Konflikte lösen, Kompromisse finden und nötigenfalls auch die Kommunikation moderieren. Mit dem Input der Wünsche und Bedürfnisse aus der Gastro- und Veranstaltungsszene soll diese Schaltstelle auch Projekte zur Förderung der Kieler Nachtkultur planen und realisieren. Das Kieler Nachtleben hat durch die andauernden Krisenjahre viel eingebüßt. Es ist im Sinne aller Kieler*innen, wenn wir die Potenziale der Landeshauptstadt als kulturelles Oberzentrum wieder mehr in den Mittelpunkt rücken.“