Die SSW-Ratsfraktion verurteilt das unabgesprochene Aufstellen von Pollern am Elmschenhagener Bebelplatz als missglückten Beitrag zur Verkehrswende und in der Gesamtschau als Symptom einer unzureichenden Entwicklungspolitik für die Kieler Stadtteile. Dazu erklärt der Fraktionsvorsitzende Ratsherr Marcel Schmidt:
„Die Landeshauptstadt Kiel hat in einer ‚Nacht und Nebel‘-Aktion vor der Geschäftszeile am Bebelplatz in Elmschenhagen Poller am Straßenrand aufgestellt. Als Mitglied des Ortsbeirats Elmschenhagen und vor Ort ansässiger Ratsherr finde ich es unglaublich, von dieser Sache aus der Zeitung zu erfahren. Die Maßnahme, die sicherlich als Verbesserung des Fahrradverkehrs gemeint war, ist in ihrer Einseitigkeit für die Bewohner*innen und die Geschäftsleute nicht vermittelbar. Nicht abgesprochene Eingriffe, die lediglich einem eindimensionalen Pro-Fahrrad-Denken geschuldet sind und alle anderen Verkehrsbedingungen offenkundig nur unzureichend berücksichtigen, schaden der Verkehrswende nur. Das Fahrrad ist kein inklusives Verkehrsmittel. Wenn wir alle Bevölkerungsgruppen bei der Verkehrswende mitnehmen wollen, müssen wir auch an die denken, die keine Fahrräder nutzen können. Gerade in den Stadtteilen muss die Grundversorgung möglichst inklusiv und für alle Alters- und Bevölkerungsgruppen funktionieren. Selbstverständlich unterstützen wir die Verkehrswende, aber Dilettantismus schadet dem Ganzen.
Die Situation in Elmschenhagen ist ohnehin schon schwierig genug: beide Stadtteilzentren – Andreas-Hofer-Platz und Bebelplatz – haben aktuell Schwierigkeiten. Nach Auffassung des SSW und dem Elmschenhagener Ortsbeirat hat das Einzelhandelsgutachten hier nur noch mehr Irritation und Unmut erzeugt, die es eigentlich reduzieren sollte.
Uns ist wichtig, dass das Rathaus jetzt endlich mal auf die Menschen im Stadtteil hört. Man fühlt sich am Rande Kiels und in Sichtweite des Gewerbegebiets in Schwentinental völlig allein gelassen. Wir als SSW-Ratsfraktion werden nicht Müde, eine unserer Grundforderungen immer wieder zu wiederholen: Die Stadt muss die Entwicklung und Aufwertung ihrer Stadtteile endlich priorisieren. Hier, wo die Kieler*innen ihr Zuhause haben, nehmen sie ihre Stadt am deutlichsten wahr; im Guten wie im Schlechten.“
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Die Fläche vor den Einzelhändlern war die letzte Chance für Arbeitnehmer, abends einen Parkplatz zu finden. Nun stehen dort Poller, so dass Arbeitnehmer pro Woche viele Stunden im Parksuchverkehr vertrödeln müssen. Ich habe gestern erst in 200 Metern Entfernung einen Parkplatz gefunden, mein Nachbar muss nun immer in der Teplitzer Allee parken. Hier herrschen unzumutbare Zustände. Parkende Autos auf dem Radweg waren bislang nie ein Problem.
Das tut mir so leid, ganze 200m, du hast dir das goldene Bundesverdienstkreuz für dein Durchhaltevermögen verdient. Muss man mal überlegen – 200m! Das ist fast so viel, wie manche zu einer Haltestelle laufen müssen und einfach mal so.
Leider waren aber da auch vorher keine Parkplätze – nicht jede Freifläche und vor allem keine Rad- und Gehwege dürfen beparkt werden! Etliche Arbeitnehmer haben übrigens gar kein Auto – endlich eine Chance, dass diese ungestört nach Hause fahren können!
Aber trotz alledem, Hut ab vor deinem großen Opfer, zwei mal am Tag 200m zu gehen – eine unglaubliche Leistung!
Ich finde es nicht unglaublich, dass endlich Poller aufgestellt wurden, um die permanenten Rechtsbrüche und Behinderungen zu unterbinden, die von rücksichtslosen Autofahrern ausgingen, sondern ich finde es unglaublich, dass ein Abgeordneter illegales Verhalten (Parken auf dem Radweg / Gehweg) als „Recht“ einfordert! Da ist das eindimensionale Pro-Auto-Denken schon so fest verinnerlicht, dass jeder Versuch, Übergriffigkeit von Autofahrern zu unterbinden, als ungerechtfertigte Privilegierung von Radfahrern diffamiert wird.
Warum stellen die Autofahrer ihre Gefährte nicht einfach in voller Breite auf der Fahrbahn ab, anstatt anderen Verkehrsteilnehmern ihre Fläche zu stehlen?
Man kann vielleicht darüber diskutieren, ob es optimal ist, wenn ein Ortsbeiratsmitglied über bauliche Maßnahmen im Stadtteil aus der Zeitung erfährt.
Solche Sätze wie „Das Fahrrad ist kein inklusives Verkehrsmittel“ würde ich allerdings als rhetorische Ausrutscher werten. Denn das hört sich so an, als wären Autos – und dann auch noch rücksichtslos und rechtswidrig abgestellte! – im Gegensatz dazu ein „inklusives“ Verkehrsmittel.
Denn wenn ein Verkehrsmittel NICHT inklusiv ist, dann ist es mit Sicherheit das Auto (wenn wir mal das Flugzeug für den Themenkomplex Bebelplatz außen vor lassen).
Denn um ein Auto zu führen, bedarf es neben eines Führerscheins und ausreichender kognitiver und körperlicher Fitness eben auch entsprechender finanzieller Mittel. Und das schließt weite Bevölkerungskreise aus. Und man kann im Ergebnis eben überhaupt nicht von einem „inklusiven“ Verkehrsmittel reden, wenn Radfahrende, zu Fuß Gehende, Rollstuhlfahrer*innen oder Menschen mit Kinderwagen behindert werden.
Ich habe ein bisschen das Gefühl, der SSW ist hier einfach über das Stöckchen gesprungen, dass die in letzter Zeit wenig konstruktive Lokalzeitung hingehalten hat. Ich finde es schade, wenn sich der SSW für eine unnötige Skandalisierung der nötigen (!) Verkehrswende instrumentalisieren lässt.
Was werden wir als nächstes erleben vom Ratsherrn? Kommt er mit der Eisensäge, um Poller abzusägen, die ihm missfallen, aber für Radfahrer und Fußgänger oft die einzige Möglichkeit darstellen, ihre kleinen Verkehrsflächen gegen immer größere und schwerere Autos zu verteidigen, die von ihren Besitzern rücksichtslos abgestellt werden.
Radfahrer und Fußgänger finden an Poller eigentlich keinen gefallen. Aber wenn die Verkehrsbehörden ihrer Kontrolltätigkeit gegenüber Falschparkern nicht nachkommt, dann hilft halt nichts als Poller!
Die SSW-Ratsfraktion hat die Verkehrswende in Kiel immer unterstützt. Wir haben alle Beschlüsse zur Förderung der Kieler Radwende mitgetragen. Leider hat die Kooperation aus SPD, Grüne und FDP meinen Antrag für ein Konzept zur Verbesserung der Radwege auf dem Ostufer abgelehnt. Stattdessen werden nun Baumaßnahmen durchgeführt, ohne mit den Menschen im Stadtteil zu reden. Es geht ausdrücklich nicht darum, illegales Parken auf dem Radweg zu ermöglichen. Ich erwarte aber, dass man sich vor dem Aufstellen der Poller Gedanken darüber macht, wie Feuerwehr und Rettungswagen zu den Gebäuden gelangen, oder wie gehbehinderte Menschen zur Apotheke und zum Optiker kommen. Es wäre einfach gewesen, in Abstimmung mit dem Ortsbeirat einen Durchlass oder einige wenige umlegbare/versenkbare Poller an den richtigen Stellen zu verwenden. Darum geht es und nicht um die Frage, ob man für oder gegen das Fahrrad ist. Diese Frage ist für die SSW-Ratsfraktion längst beantwortet – wir sind für das Fahrrad, aber wir vergessen dabei nicht die Menschen, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind.