Zum heutigen Orange Day, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, erklären Ratsmitglied Jaqueline Hörlöck und Ratsherr Marcel Schmidt, gleichstellungspolitische Sprecher*innen der SSW-Ratsfraktion Kiel:
„Heute, am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, wollen wir nicht nur ein Zeichen setzen, sondern ein drängendes Problem in den Fokus rücken, das immer noch viel zu oft unsichtbar bleibt: Gewalt gegen Frauen sowie ihre heftigste Form: der Femizid. Die ‚Orange The World‘-Kampagne von UN Women Deutschland macht deutlich, dass diese Gewalt nicht selten hinter verschlossenen Türen stattfindet – und fast jede Frau betroffen ist oder war.
Es ist eine erschreckende Statistik: Alle zwei Tage wird in Deutschland eine Frau von ihrem (Ex-)Partner ermordet. Jeden Tag ist mindestens eine Frau Opfer eines versuchten Mordes. Weniger als alle vier Minuten wird eine Frau von ihrem Partner körperlich misshandelt, und alle zwei Stunden erfährt eine Frau sexualisierte Gewalt durch ihren Partner. Diese Zahlen sind nicht nur Statistiken – sie sind die Realität für tausende Frauen in unserem Land. Und sie sind schockierend. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Gewalt an Frauen um 6,5 % gestiegen. Diese Entwicklung ist nicht hinnehmbar. Wir müssen endlich handeln, aufmerksam machen und diese Taten verhindern.
Gewalt gegen Frauen ist keine ‚Kleinigkeit‘. Sie ist keine harmlose Bemerkung, die ja nur ‚als Scherz gemeint‘ war. Sie ist keine ‚Macke‘, die ‚übertrieben‘ wird. Gewalt äußert sich in vielen Formen: körperlicher, sexueller, verbaler und struktureller Gewalt. In jeder dieser Formen hinterlässt sie Spuren, zerstört Leben und beschädigt das Vertrauen in uns als Gesellschaft. Gewalt ist Gewalt – ob sie in einem Witz, einem Kommentar oder einer Handlung versteckt ist. Und wir müssen lernen, den Unterschied zwischen einem Scherz und Übergriff, zwischen einem harmlosen Kommentar und psychischer Folter zu erkennen.
Aktuell gibt es in Deutschland rund 7.000 Plätze in ungefähr 400 Frauenhäusern. Damit verfehlt Deutschland die Empfehlung der Istanbul-Konvention des Europarats zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen deutlich. Trotz Verpflichtung der Umsetzung der Istanbul Konvention. Jeder Platz in einem Frauenhaus kann einer Frau helfen, aus der Gewalt auszubrechen. Hier müssen wir besser werden – auch in der Landeshauptstadt Kiel.
In Kiel wird in vielen Geschäften ein Zeichen gesetzt: Orangene Schuhe in den Geschäften, die an die Opfer dieser Gewalt erinnern. Wir müssen uns bewusstwerden, dass jede Form der Gewalt, sei sie noch so subtil, eine tiefere Ursache hat. Die Gesellschaft muss lernen, diese Formen von Gewalt zu benennen und ihre Täter zur Verantwortung zu ziehen. Das ist kein Thema für morgen, sondern für heute, jeden Tag.
Jede Frau, die von Gewalt betroffen ist, verdient unsere Unterstützung und unseren Schutz. Es ist an der Zeit, dass wir gemeinsam eine Gesellschaft schaffen, in der Frauen nicht nur gehört, sondern auch respektiert und geschützt werden. Wir müssen und werden gemeinsam dafür kämpfen, dass die Zahl der Opfer sinkt und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden.
Wir fordern alle auf, ein Zeichen zu setzen; das ganze Jahr über. Lassen Sie uns zusammen gegen Gewalt an Frauen kämpfen! #OrangeTheWorld – Gegen Gewalt an Frauen. Heute. Jeden Tag.“